Preis des Bayerischen Clubs geht in Niederbayern an Julian Todt

Die Preisverleihung (Bildarchiv Bayerischer Landtag, Foto: Rolf Poss)
“Spurensucher vor Ort” des Donau-Gymnasiums Kelheim wird mit dem W-Seminarpreis des Bayerischen Clubs 2019 für Niederbayern ausgezeichnet

Sieben bayerische Abiturientinnen und Abiturienten des Jahres 2019 wurden am 16. Oktober in München im Lesesaal des Maximilianeums für ihre hervorragenden Seminararbeiten zu Themen der bayerischen Kultur in Geschichte und Gegenwart mit dem Preis des Bayerischen Clubs ausgezeichnet. Julian Todt aus dem Donau-Gymnasium war einer von ihnen.

Die Auswahl der Arbeiten erfolgt gemeinsam durch den Bayerischen Club und das Bayerische Kultusministerium, unterstützt durch die Ministerialbeauftragten für die Gymnasien. Um der Preisverleihung einen würdigen Rahmen zu bieten, findet diese traditionsgemäß im Maximilianeum statt, das König Maximilian II. für die klügsten Menschen seiner Zeit erbauen ließ.

„Nur wer seine Wurzeln kennt, kann wachsen“, zitierte die Landtagspräsidentin Ilse Aigner in ihrer den Festakt einleitenden Rede Anselm Grün, um die Bedeutung der Beschäftigung mit der eigenen Heimat zu erklären. Die Verwurzelung in der Heimat biete zudem die besten Voraussetzungen, um in einer globalisierten Welt über sich hinauswachsen zu können, so die Landtagspräsidentin weiter.

Die Kultusstaatssekretärin Anna Stolz lobte die Preisträgerinnen und Preisträger für ihre Leistungen und betonte die Wichtigkeit der Arbeiten für Bayern: „Die heute ausgezeichneten jungen Menschen haben sich mit Ausdauer und wissenschaftlichem Forscherdrang mit Themen unserer bayerischen Heimat als Natur- und Kulturraum beschäftigt. Ihre Arbeiten zeigen die Besonderheiten der Natur Bayerns und seines vielfältigen kulturellen Lebens, das für uns wertvoll und schützenswert ist.“ Die Staatssekretärin bedankte sich beim Bayerischen Club, der mit der Auszeichnung zum einen die Leistungen von jungen hoffnungsvollen Talenten würdigt und zum anderen die Arbeit der Lehrkräfte und damit die Qualität des bayerischen Gymnasiums. Der Preis des Bayerischen Clubs fördert damit das Interesse junger Menschen an ihrer Heimat und bereichert so die kulturelle Bildung.

Die aus allen Regierungsbezirken stammenden Absolventinnen und Absolventen erhielten ihre Auszeichnungen aus den Händen von Prof. Scharf, dem Sprecher des Bayerischen Clubs zur Förderung der bayerischen Kultur. Unter den Preisträgern konnte Richard Schmittner vom Würzburger Röntgen-Gymnasium mit seiner Arbeit zur „Formenvielfalt der Pflanzengallen am Eichelbert (Opferbaum) und ihre Erzeuger aus dem Reich der Insekten“ die Jury besonders überzeugen. Belohnt wurde er mit dem Landessieg. Julian Todt überzeugte in Niederbayern.

Der Lesesaal (Bildarchiv Bayerischer Landtag, Foto: Rolf Poss)

„Dichtung oder Wahrheit? Die Darstellung des Kriegsendes im Altmühlboten im November 1918“ lautet der Titel seiner Arbeit, die im Rahmen des W-Seminars „Spurensucher vor Ort“ unter der Leitung der Geschichtslehrerin Michaela Mallmann entstand. Julian Todt stellte sich mit seinem selbst gewählten Thema der gegenwärtig mehr denn je brennenden Frage, inwiefern die Abbildung der Ereignisse in der Presse der Wahrheit Genüge leistet. Hochaktuell im Kontext einer jetzigen gesellschaftlichen Bedeutung ist die Fragestellung deshalb, weil Fake-News gerade heute die Leser vor die schwierige Aufgabe des kritischen Umgangs mit Quellen unterschiedlichster Art stellen. Es ist mehr denn je unerlässlich, zwischen wahrhaften und verfälschten Darstellungen, zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden zu können. Mit einem Thema aus der Vergangenheit der Heimat wird exemplarisch aufgezeigt, wie wichtig der kompetente Umgang auch mit den modernen Medien ist: Julian Todt untersuchte im Stadtarchiv Kelheim im Altmühlboten die Darstellung der Schrecken des Ersten Weltkrieges und ob diese im Dienste oder auch im Auftrag unterschiedlicher Profiteure verfälscht wurde. Er bietet mithilfe der Quellenkritik Ansatzpunkte, auf welche Art und Weise Medienerziehung im Sinne einer kritischen Wahrnehmung des Gedruckten zugunsten der Wirklichkeit, der Wahrheit gelingen kann. Auch am Ende des Ersten Weltkrieges, die Erkenntnis, wurden die Nachrichten manipuliert, um den Rückhalt im Volk für den nicht enden wollenden und längst verlorenen Krieg zu sichern. Der Schüler erklärt, wie der Verlauf des Krieges in der Heimat wahrgenommen wurde und die Überraschung der Menschen ob der „plötzlichen“ und unerwarteten Niederlage zustande kam. Es gelingt, die Geburtsstunde der Dolchstoßlegende in Kelheim, der Stadt, dessen Namen das Gymnasium in sich trägt, zu beleuchten. Prof. Scharf würdigte an dieser Arbeit, dass sie beispielhaft aufzeige, wie die Bedeutung einer lokalen Erkenntnis plötzlich über die Region hinausgeht und für die jungen Forscher in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext zu sehen ist. Im Anschluss an die Festaktreden wurde der junge Preisträger von Alke Ferstl von der Dienststelle des Ministerialbeauftragten sowie von den Landtagsabgeordneten des Landkreises Kelheim Petra Högl und Hubert Faltermeier beglückwünscht.

Die Niederbayerischen Gäste (Bildarchiv Bayerischer Landtag, Foto: Rolf Poss)

Durch die „Spurensuche vor Ort“ wurde eine wichtige Fährte weiterverfolgt und dieser Forscherdrang mit einem Fund belohnt. Die Arbeit zeigt, wie wertvoll die Beschäftigung mit der Geschichte der Heimat für die Schülerinnen und Schüler und für die Region sein kann.

Michaela Mallmann