Spurensuche vor Ort im Deutschen Hof beendet

Die Kooperationspartner mit Referenten

Nach zwei Jahren intensiver regionalgeschichtlicher Forschungsarbeit fand das W-Seminar „Spurensucher vor Ort“ am 26.06.2019 sein Ende im Deutschen Hof vor den Zuhörern, die aus Kelheim und der Umgebung gekommen waren, um der beispiellosen Hitze im kühlen Raum zu trotzen und Neues aus der Geschichte der Heimat zu erfahren. In Zusammenarbeit mit der DOLINA Gesellschaft für Landeskunde e. V. präsentierten einige Schüler*innen ihre besonders gelungenen Arbeiten. 30 Abiturienten hatten sich zu Beginn des Schuljahres 2017/2018 ein lokalgeschichtliches Thema selbst gewählt, um über dieses ihre W-Seminararbeit zu verfassen, die sie auf das wissenschaftliche Arbeiten an der Universität vorbereiten soll. Die Arbeiten wurden im Rahmen der wissenschaftspropädeutischen Seminare unter der Leitung der Lehrer Christian Pöllath und Michaela Mallmann verfasst. Die Schüler*innen begaben sich hierzu in Archive, Museen, studierten Zeitungen, lasen unzählige historische Bücher und brachten dabei Interessantes zu Tage. Die zeitaufwendige und anspruchsvolle Vorbereitung hat sich für alle Beteiligten gelohnt. Sie trafen auf die breite Zustimmung der anwesenden Gäste.

Die Schüler*innen mit der Lehrerin M. Mallmann,  der stellvetretenden Vorsitzenden der DOLINA e. V.  Dr. G. Weida, dem Bürgermeister H. Hartmann und dem Landrat M. Neumeyer (Foto R. Kugler)

In ihren Eröffnungsworten betonten Bürgermeister Herr Hartmann, Landrat Herr Neumeyer, Frau Dr. Weida, die die Veranstaltung moderierte und der Schulleiter Herr Dr. Schmid, wie lohnenswert und lobenswert der Einsatz der Abiturienten für die Heimatgeschichte sei.

Julian Todt eröffnete die Vortragsreihe mit seiner Präsentation „Dichtung oder Wahrheit: Die Darstellung des Kriegsendes im Altmühlboten im November 1918“. Er zeigte, wie die Bevölkerung schon zur Zeit des Ersten Weltkriegs gezielt manipuliert wurde, um den Rückhalt für den Krieg und die Machthaber im Reich zu sichern, obwohl der Kampf längst verloren war. Lukas Wick hatte sich für die Geschichte der Befreiungshalle im Nationalsozialismus entschieden. Mit Fotografien aus dem Stadtarchiv Kelheim führte er die Inbesitznahme des monumentalen Kelheimer Bauwerks durch die Nationalsozialisten bei dem Besuch Adolf Hitlers drastisch vor Augen. Ralf Mengele widmete sich dem vorchristlichen, eisenzeitlichen oppidum „Alcimoennis“ auf dem Kelheimer Michelsberg. Er rekonstruierte in der archäologischen Themenwahl den Aufbau mit Befestigungsstruktur. Mit einer Fläche von ca. 600 Hektar war es wohl eines der größten in Europa. Theresa Krausenecker hatte sich mit einem Thema beschäftigt, das viele heute noch – auch die anwesenden Zuhörer – sichtlich berührt: Dem Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals war ihre W-Seminararbeit gewidmet. Im Speziellen hatte sich Theresa das Verschwinden des Örtchens Schellneck für den Bau des Kanals vorgenommen.

Vortrag: Die Erfahrungen Jakob Haiblums im Konzentrationsaußenlager Saal (Foto M. Mallmann)

Den schrecklichen unvorstellbar grausamen Erfahrungen im Konzentrationsaußenlager Saal des heute in Israel lebenden Jakob Haiblum hat sich die Schülerin Eva Hueber gestellt, die noch mit dem Zeitzeugen in Kontakt steht. Die Nationalsozialisten hatten am Ringberg in Saal ein Arbeitslager errichtet, in das er am Ende des Krieges deportiert worden war. Zehn Lager hatte Jakob Haiblum überlebt, Saal war nach seinen Angaben das schlimmste. Trotzdem verbindet ihn mit vielen Saalern heute ein freundschaftliches Verhältnis.

Referentin mit dem Zeitzeugen Emil Ott
(Foto M. Mallmann)

„Emil Ott. Eine Kindheit unter dem Hakenkreuz?“ lautete der Titel der W-Seminararbeit von Helena Hointza. Sie hatte den Zeitzeugen selbst mehrmals interviewt, um ein Bild davon zu zeichnen, wie Kinder – beispielhaft aufgezeigt am anwesenden Zeitzeugen – den Nationalsozialismus in Kelheim, erlebt haben. Dabei erläuterte sie, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Folgen Widerstand in der eigenen Heimat möglich war.

Dr. Heinrich Kulke (Stadtarchiv Kelheim), Dr. Sorcan (Archäologisches Museum), Dr. Weida (DOLINA) und Dr. Köglmeier (Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte Regensburg) zeigten sich als Kooperationspartner des Donau-Gymnasiums beeindruckt von den Ergebnissen der jugendlichen Forscher*innen und beglückwünschten diese zu ihren Leistungen. Mit der Präsentation der Ergebnisse des Seminars hat das Projekt in der Qualifizierungsphase zum Abitur seinen schönen Abschluss in der Region gefunden. Die Seminarteilnehmer*innen bedanken sich mit ihren Lehrkräften bei all denen, die die Spurensuche vor Ort begleitet und ermöglicht haben!

Michaela Mallmann im Namen der Seminare